„Das macht einfach richtig Laune“

Selin Oruz im Interview

38 Aktive und mehr als ein Dutzend Staff-Mitglieder des Deutschen Hockey-Bundes sind am vergangenen Samstag in Tokio gelandet. Für die Damen-Nationalmannschaft startet das Turnier in der Nacht von Freitag auf Samstag (2.30 Uhr). Während Nathalie Kubalski als Ersatzspielerin vor Ort ist, zählt mit Selin Oruz ein weiteres DHC-Ass aus dem TEAM 2021 Düsseldorf zum festen Aufgebot der „Danas“. Die Sportstadt sprach vor dem Beginn der Spiele mit der 24-Jährigen.

Frau Oruz, wie sind die ersten Eindrücke vor Ort?

Selin Oruz: Verglichen mit Rio de Janeiro vor fünf Jahren ist alles wirklich positiv, beispielsweise bei den Sanitäranlagen. Wie erwartet ist es jetzt nicht das große Luxushotel, aber wir haben uns die Zimmer schön hergerichtet. Beispielsweise mit eigenen Bettbezügen und Fotos von unseren Freunden und Familienmitgliedern. In den ersten Tagen konnten wir uns bereits ganz gut einleben und die Lage des Dorfes ist ein Traum, da es zentraler als in Rio und direkt am Wasser liegt.

Zuschauer werden in den Wettkampfstätten keine dabei sein. Das ist logischerweise ein Unterschied zu Rio damals. Wie sehr unterscheidet sich denn das restliche Drumherum?

Oruz: Unsere Wettkampfstätte ist etwas näher an der Unterkunft als damals. Insgesamt ist alles eine große Bubble, aber wir fühlen uns wohl und sicher. Und hier wieder die ganzen Flaggen und entsprechenden Wegweiser zu sehen, das weckt schöne Erinnerungen und macht einfach richtig Laune. Von unseren Zimmern können wir die Skyline von Tokio mit der Rainbow Bridge sehen und so kommt das viel zitierte Flair dann doch auf.

Zum Sportlichen: Hat sich die Nationalmannschaft schon gleichermaßen auf alle Konkurrentinnen in Gruppe A vorbereitet oder liegt der Fokus erst einmal ausschließlich auf Auftaktgegner Großbritannien?

Oruz: Die volle Konzentration gilt den ersten Gruppenspielen, vermehrt schauen wir aber natürlich schon auf Großbritannien. Mit den Trainingsspielen gegen Argentinien und Neuseeland stimmen wir uns auf den Turnierbeginn ein und simulieren zudem auch ein bisschen die zeitlichen Abläufe, damit wir wissen, wie sich das anfühlt, wenn wir um 9.30 Uhr Ortszeit auf dem Platz stehen.

Foto: Kenny Beele

Ist eine Medaille für die Danas eigentlich Pflicht, damit die Spiele am Ende keine Enttäuschung wären?

Oruz: Unabhängig von Sportart und Disziplin fährt ja niemand hierhin und sagt: „Ach, Edelmetall mit nach Hause bringen muss ich nicht unbedingt.“ Erst einmal möchten und müssen wir unsere Gruppe überstehen. Turniere bei solchen Großereignissen bringen immer mal Überraschungen. Aber wir haben uns in den vergangenen Jahren ein gewisses Standing erarbeitet und rechnen mit uns. Es ist alles möglich, denn wir verfügen über viel Qualität. Entscheidend ist, nicht nachlässig zu werden. Diesbezüglich habe ich aber keine Sorgen. In Rio waren wir damals eher ein Underdog, jetzt stellen wir andere Erwartungen an uns selbst. Über ein „was wäre wenn“ mache ich persönlich mir keine Gedanken. Das ist nur kontraproduktiv.

Gehen Sie nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit dem DHC auf dem Feld nun anders in dieses Turnier?

Oruz: Die Sommerspiele sind mit dem Erfolg mit dem DHC nicht vergleichbar. Das wäre vermessen, denn hier bewegen wir uns noch einmal auf einem ganz anderen Niveau. Die Meisterschaft mit dem DHC hat uns zweifellos allen gut getan in Düsseldorf, mir persönlich ganz besonders. Ich habe diese Eindrücke mit im Gepäck nach Japan getragen, trenne Verein und Nationalmannschaft aber. Was man aber sagen kann, ist, dass ich gegenüber den Spielen in Rio eine andere Rolle im Team habe.

Wie halten Sie während der Zeit in Tokio Kontakt zur Familie und zu Freunden? Oder lenkt das dann doch nur ab?

Oruz: Ich bin ein Mensch, der vom regelmäßigen Kontakt nach Hause profitiert. Das gibt mir Energie und hilft mir bei so einem Event. Für mich ist das keine störende Ablenkung, sondern eine wertvolle Unterstützung. Wenn es möglich ist, kontaktiere ich die Heimat. Meine Eltern haben ihre Facetime-Fähigkeiten gegenüber den Spielen in Rio verbessert, das funktioniert also ganz gut.

Der Beitrag „Das macht einfach richtig Laune“*Selin Oruz im Interview erschien zuerst auf Sportstadt Düsseldorf.

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